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Unentbehrliche Helfer für alle Motorradbastler: WD-40 und Gewebeband

Stellen wir uns vor, wir würden mit unserem Motorrad auf einer einsamen Insel landen und könnten nur zwei Dinge mitnehmen: für welche würden wir uns entscheiden?

Mal abgesehen von Verpflegung, Telefon und allem, was wir Menschen zum Überleben brauchen (d.h. die unwichtigeren Dinge), gibt es vor allem zwei Sachen, die absolut unentbehrlich sind, wenn unser Motorrad möglichst lange halten soll: WD-40 und Gewebeband. Mit diesen „Waffen“ lässt sich jedes Problem lösen, sowohl in Bezug auf Motorräder als auch andere Belange.

Wir haben die Entstehungsgeschichte sowie die interessantesten und kreativsten Verwendungsmöglichkeiten dieser nützlichen Helfer zusammengefasst.

 

WD-40
Rostlöser, Wasserverdränger, Korrosionsschutz, Fleckentferner, Poliermittel, Anti-Age und auch – Männerduft. Die letzten beiden Anwendungen sind zwar nicht ganz ernst gemeint (bitte nicht zu Hause nachmachen), es kann jedoch nicht geleugnet werden, dass dieses Wundermittel einer der zuverlässigsten und vielseitigsten Helfer jedes Hobby-Mechanikers ist.

WD-40 ist die Abkürzung von „Water Displacement, 40th formula“, wobei „40“ für die Anzahl der Formeln steht, die sein Erfinder Norm Larsen aus San Diego, Kalifornien, ausprobiert hat, bevor er im Jahr 1953 das perfekte Korrosionsschutzmittel entwickelte. Ursprünglich sollte es zum Schutz von Atomraketen gegen Wasser dienen, fand jedoch bald in vielen anderen – auch häuslichen – Bereichen Anwendung und wurde ab 1958 im Handel angeboten.

Die Rezeptur von WD-40 ist bis heute ein Geheimnis: sicher ist jedoch, dass der Schlüssel des Erfolgs in seiner hohen Effizienz und der einfachen Anwendung liegt. Die enthaltenen Schmier- und Schutzstoffe sind mit einem flüchtigen Kohlenwasserstoff verdünnt, der die Viskosität reduziert, damit das Produkt nach dem Aufsprühen in alle Zwischenräume eindringen kann. Der flüchtige Kohlenwasserstoff verdunstet und hinterlässt zähflüssiges Schmieröl.

Wann und wie verwendet man WD-40 für das Motorrad? Zunächst einmal vor allem als Rostlöser und Rostschutz sowie zur Entfernung von Teer- und Benzinflecken von der Karosserie.  Angerostete Schrauben, Bolzen und andere Metallteile können, nachdem sie einige Stunden in WD-40 eingelegt wurden, problemlos gereinigt und gelöst werden, wobei man klassische Schäden infolge von Säurebädern vermeiden kann, wie sie zum Beispiel mit dem „Haushaltsmittel“ Coca-Cola vorkommen (aber das ist ein anderes Thema).

Nicht empfehlenswert ist die Verwendung von WD-40 allerdings als Schmiermittel für Treibketten mit O-Ringen: nicht, weil es den Gummi angreift, sondern weil es aufgrund seiner geringen Viskosität in die Kettenglieder eindringt und das von den Dichtungen zurückgehaltene Fett löst. Bei Kardanantrieben stellt sich dieses Problem nicht.

Schließlich gibt es noch zahlreiche unkonventionelle Anwendungen des Mittels: es ist zum Beispiel ideal zum Lösen festgeklemmter Reißverschlüsse, zum Entfernen von Kaugummis und Flecken von Teppichen und Teppichfußböden sowie als Insektenabwehrmittel. Sprüht man ein wenig davon auf die Schneeschaufel, klebt der Schnee nicht daran fest.

 

Gewebeband oder Duct Tape
Wir kennen es alle, auch dank der Hollywood-Filme, in denen das silberne Klebeband häufig zum Knebeln der Opfer bei Raubüberfällen oder Folterszenen zum Einsatz kommt. Es ist optimal für schnelle Reparaturen, als Schutz von einzelnen Teilen, zum Ausbessern von Rohren und immer dann, wenn man ein absolut resistentes Klebeband benötigt. In Wirklichkeit sind der individuellen Kreativität bei der Verwendung dieses Hilfsmittels jedoch keine Grenzen gesetzt.

Einige benutzen es für Kunstwerke, andere – kaum zu glauben – für die Behandlung von Warzen. Seine Festigkeit wird auf unzählige Art und Weise gepriesen. Die berühmte TV-Serie MythBusters stellte es auf die Probe, wobei es gelang, allein unter Verwendung des Klebebands ein Auto aufzuhängen und eine funktionierende Kanone, ein Segelboot und eine 30 m lange Hängebrücke daraus herzustellen.

Aber wann und wie entstand das Gewebeband? Seine Ursprünge gehen auf den zweiten Weltkrieg zurück, als Vesta Stoudt, Fabrikarbeiterin und Mutter zweier Matrosen der U.S. Navy, einen Brief an den Präsidenten Franklin Delano Roosevelt schickte, in dem sie von einem in ihrer Fabrik entwickelten Gewebeband berichtete. Das per Hand abtrennbare Klebeband sollte der Versiegelung von Munitionskästen dienen, um den Truppen während der Kampfhandlungen wertvolle Zeit zu ersparen.
Das unglaublich stabile grüne Band, das sich leicht anbringen und gleichzeitig einfach entfernen ließ, fand umgehend Einsatz für behelfsmäßige Reparaturen an Waffen, Militärfahrzeugen und -ausrüstungen.

Nach dem Krieg wurde das Gewebeband anfänglich unter dem Namen „Duck Tape“ in Eisenwarenhandlungen angeboten. Vermutlich hatten die Soldaten ihm diesen Namen aufgrund seiner Wasserfestigkeit gegeben, die dem Federkleid von Enten (auf Englisch „Duck“) ähnelte, möglicherweise aber auch in Anlehnung an das Amphibienfahrzeug DUKW (Aussprache „Duck“). Die silberne Farbe und die Bezeichnung „Duct“, unter der es heute in den englischsprachigen Ländern bekannt ist, sind hingegen Ergebnis einer intensiven Verwendung im Bauwesen ab den 50er Jahren, wo es für die Versiegelung metallischer Belüftungskanäle verwendet wurde.

Interessant ist auch, dass nach Aussagen von Jerry Woodfill, Ingenieur bei der NASA, seit Gewebebänder seit dem Gemini-Programm bei allen Weltraummissionen an Bord waren. Sie dienten den Ingenieuren und Astronauten für Reparaturen und in verschiedenen Notfallsituationen.

Wenn das Gewebeband einem Astronauten das Leben retten kann, was kann es dann für unser Motorrad tun? In jedem Fall sollte man stets eines parat haben, vor allem unterwegs, wenn keine sonstigen Hilfsmittel zur Verfügung stehen. Beispielsweise kann es für die behelfsmäßige Reparatur von Taschen, Kleidung und Stiefeln dienen. Besonders praktisch ist es, eine kleine Menge davon um einen Rollgabelschlüssel gewickelt im Werkzeugetui mitzuführen.

 

Mit WD-40 und Gewebeband sowie Kabelschellen, einer Universalzange, einem Reifenreparaturset und wenigen anderen Hilfsmitteln sind wir wirklich jeder Situation gewachsen. Sollte man es trotzdem nicht schaffen, ein Problem zu lösen, kann man immer noch andere Biker um Hilfe bitten oder sich ein wenig in der Umgebung umsehen und fragen: „Was würde MacGyver an meiner Stelle tun?“

Welche war die unglaublichste Reparatur oder kreativste Anwendung, für die Sie eines dieser Hilfsmittel schon einmal benutzt haben? Gibt es noch andere unentbehrliche Helfer, ohne die Sie niemals auf Tour gehen würden?

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